Abteilung Umwelt
Ein Riesenspeicher für die Fluten von Elbe und Dahle
Für Großprojekte im Hochwasserschutz braucht die Landesdirektion einen langen Atem
Zweimal innerhalb weniger Jahre versinken das sächsische Außig und die umliegenden Orte Seydewitz, Schirmenitz und Paußnitz in den Fluten. Als die nahe gelegene Elbe 2002 nach ergiebigem Regen so viel Wasser führt wie über Jahrzehnte vorher nicht, zeigt sich: Die vorhandenen Deiche am linken Ufer der Elbe sind diesen Wassermassen nicht gewachsen. Verschärfend kommt hinzu, dass die ausgeuferte Elbe in die Dahle zurückstaut. Sonst ein unscheinbarer Bach, der gemächlich durch das Dorf fließt und ein paar hundert Meter unterhalb in die Elbe mündet, schwillt die Dahle nun an, tritt über ihre Ufer und setzt die anliegenden Ortschaften zusätzlich unter Wasser. Elf Jahre später wiederholt sich das Unglück: Auch die Flut von 2013 verschont die Region nicht.
Die LDS hat in den zehn Jahren ihres Bestehens insgesamt 56 Planfeststellungsverfahren im Bereich der Hochwasserschutzmaßnahmen abgeschlossen. Dabei ist zu beachten: Hochwasserschutzanlagen befinden sich oft in Bereichen mit besonderer Schutzausweisung, berühren zum Beispiel geschützte Biotope oder Vogelschutzgebiete. Die Anforderungen an Planung und Genehmigung von Vorhaben in solchen sensiblen Arealen sind in jüngerer Zeit deutlich gewachsen – ein Grund dafür, dass die Verfahren in aller Regel einige Jahre dauern.
Es war klar, dass der Hochwasserschutz hier verbessert werden muss. Die Landestalsperrenverwaltung beantragt 2014 bei der Landesdirektion die Planfeststellung für ein umfangreiches Vorhaben mit dem Titel „Errichtung eines gesteuerten Flutungspolders bei Außig an der Elbe“. Damit sind im Grunde zwei Projekte in einem vereint: Für den überörtlichen Hochwasserschutz soll zwischen Elbe und Außig ein steuerbarer Polder errichtet werden. Der wird künftige Hochwasserwellen der Elbe abmildern und so die Unterlieger am Strom schützen. Für den örtlichen Hochwasserschutz aber ist die Errichtung eines Absperrdeiches mit Absperrbauwerk vorgesehen, der die angrenzenden Orte vor den Folgen eines Rückstaus der Dahle absichern soll.
Für die Landesdirektion beginnt eine Mammutaufgabe, die sich über sechs Jahre erstrecken sollte. Zunächst wurden die eingereichten Unterlagen zum Vorhaben geprüft. 2015 sind sie vollständig und können in den betroffenen Kommunen ausgelegt und die von der Maßnahme in ihrer Zuständigkeit betroffenen Behörden um Stellungnahme gebeten werden. Auch 16 Einwendungen von privaten Betroffenen werden neben einer Vielzahl von Stellungnahmen in diesem ersten Anhörungsverfahren eingereicht. Sie betreffen vor allem naturschutzfachliche Belange von „Natura 2000“ und das Wegekonzept zur Erreichbarkeit der Flurstücke im Polderinnenraum. Die Landesdirektion wertet die eingereichten Hinweise und Bedenken aus. Der Landestalsperrenverwaltung wird auferlegt, die Planung in Teilen anzupassen. Die Planungsunterlagen werden daraufhin überarbeitet.
Im Frühjahr 2018 können die überarbeiteten Unterlagen erneut ausgelegt werden. Dieses Mal erreichen die Landesdirektion neben den Stellungnahmen 31 Einwendungen. Es folgt ein Erörterungstermin im Januar 2019 und schließlich wird im Frühjahr 2021 der Planfeststellungsbeschluss erlassen.
Mit dem Planfeststellungsbeschluss steht der Weg zum neuen Flutungspolder offen. Bis zu elf Millionen Kubikmeter Wasser soll er künftig fassen. Durch ein Ein- und ein Auslaufwerk kann das Elbwasser bei Flut gesteuert werden. Um die Hochwasserwelle zu kappen, soll das Elbwasser wie in eine Badewanne in den Polder einlaufen und damit die Unterlieger an der Elbe in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und damit auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein schützen. Ist das Hochwasser abgeflossen, wird der Polder durch das Auslaufbauwerk und ergänzend durch viele Siele wieder entleert.
Zum Schutz von Außig und den umliegenden Ortschaften wird der Dahledeich um drei bis vier Meter erhöht. Zusätzlich entsteht ein Absperrbauwerk, um den Rückstau der Elbe in die Dahle und damit eine Überflutung der angrenzenden Ortschaften zu verhindern. Ein künftiges Schöpfwerk dient dazu, aus der Dahle nachfließendes Wasser, das von der Elbe bei Hochwasser nicht aufgenommen werden kann, in den nördlichen Teil des Polders zu pumpen.
Durch die Maßnahmen kann der Hochwasserscheitel der Elbe künftig um zehn Zentimeter verringert werden. Zusätzlich ist gesichert, dass die Ortschaften entlang der Dahle vor einer Überschwemmung durch das Gewässer geschützt werden.
Der Planfeststellungsbeschluss legt zudem fest, dass für die Erhaltung und die Verbesserung der Natur in der Umgebung einiges zu tun ist: Die Dahle soll renaturiert und wieder in ihr altes Bachbett gehoben werden. Sie wird sich also wieder durch die Landschaft schlängeln und wild lebenden Tieren, vor allem Vögeln und Fischen, einen natürlichen Rückzug gewähren. Auch die verrohrte Tauschke, die im Vorhabengebiet in die Dahle fließt, ist auf gut einem Kilometer Länge wieder offenzulegen. Zudem ist vorgesehen, ein altes Wehr in Schirmenitz zurückzubauen. Damit wird dort wieder Durchlässigkeit für Wassertiere hergestellt.
Das Vorhaben ist Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogramms und wird vom Bund gefördert. Insgesamt werden 56 Millionen Euro in das Projekt fließen. Die Landestalsperrenverwaltung geht davon aus, dass die Bauarbeiten mindestens bis zum Jahr 2030 dauern werden. Im Zusammenspiel mit geplanten ähnlichen Vorhaben bei Dautzschen und Dommitzsch soll langfristig eine Verringerung des Elbehochwasserscheitels um bis zu 40 Zentimeter erreicht werden. Die Planungen dafür laufen bereits.
[Referat Wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren Hochwasserschutz]
Die LDS hat in den zehn Jahren ihres Bestehens insgesamt 56 Planfeststellungsverfahren im Bereich der Hochwasserschutzmaßnahmen abgeschlossen. Dabei ist zu beachten: Hochwasserschutzanlagen befinden sich oft in Bereichen mit besonderer Schutzausweisung, berühren zum Beispiel geschützte Biotope oder Vogelschutzgebiete. Die Anforderungen an Planung und Genehmigung von Vorhaben in solchen sensiblen Arealen sind in jüngerer Zeit deutlich gewachsen – ein Grund dafür, dass die Verfahren in aller Regel einige Jahre dauern.
Es war klar, dass der Hochwasserschutz hier verbessert werden muss. Die Landestalsperrenverwaltung beantragt 2014 bei der Landesdirektion die Planfeststellung für ein umfangreiches Vorhaben mit dem Titel „Errichtung eines gesteuerten Flutungspolders bei Außig an der Elbe“. Damit sind im Grunde zwei Projekte in einem vereint: Für den überörtlichen Hochwasserschutz soll zwischen Elbe und Außig ein steuerbarer Polder errichtet werden. Der wird künftige Hochwasserwellen der Elbe abmildern und so die Unterlieger am Strom schützen. Für den örtlichen Hochwasserschutz aber ist die Errichtung eines Absperrdeiches mit Absperrbauwerk vorgesehen, der die angrenzenden Orte vor den Folgen eines Rückstaus der Dahle absichern soll.
Für die Landesdirektion beginnt eine Mammutaufgabe, die sich über sechs Jahre erstrecken sollte. Zunächst wurden die eingereichten Unterlagen zum Vorhaben geprüft. 2015 sind sie vollständig und können in den betroffenen Kommunen ausgelegt und die von der Maßnahme in ihrer Zuständigkeit betroffenen Behörden um Stellungnahme gebeten werden. Auch 16 Einwendungen von privaten Betroffenen werden neben einer Vielzahl von Stellungnahmen in diesem ersten Anhörungsverfahren eingereicht. Sie betreffen vor allem naturschutzfachliche Belange von „Natura 2000“ und das Wegekonzept zur Erreichbarkeit der Flurstücke im Polderinnenraum. Die Landesdirektion wertet die eingereichten Hinweise und Bedenken aus. Der Landestalsperrenverwaltung wird auferlegt, die Planung in Teilen anzupassen. Die Planungsunterlagen werden daraufhin überarbeitet.
Im Frühjahr 2018 können die überarbeiteten Unterlagen erneut ausgelegt werden. Dieses Mal erreichen die Landesdirektion neben den Stellungnahmen 31 Einwendungen. Es folgt ein Erörterungstermin im Januar 2019 und schließlich wird im Frühjahr 2021 der Planfeststellungsbeschluss erlassen.
Mit dem Planfeststellungsbeschluss steht der Weg zum neuen Flutungspolder offen. Bis zu elf Millionen Kubikmeter Wasser soll er künftig fassen. Durch ein Ein- und ein Auslaufwerk kann das Elbwasser bei Flut gesteuert werden. Um die Hochwasserwelle zu kappen, soll das Elbwasser wie in eine Badewanne in den Polder einlaufen und damit die Unterlieger an der Elbe in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und damit auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein schützen. Ist das Hochwasser abgeflossen, wird der Polder durch das Auslaufbauwerk und ergänzend durch viele Siele wieder entleert.
Zum Schutz von Außig und den umliegenden Ortschaften wird der Dahledeich um drei bis vier Meter erhöht. Zusätzlich entsteht ein Absperrbauwerk, um den Rückstau der Elbe in die Dahle und damit eine Überflutung der angrenzenden Ortschaften zu verhindern. Ein künftiges Schöpfwerk dient dazu, aus der Dahle nachfließendes Wasser, das von der Elbe bei Hochwasser nicht aufgenommen werden kann, in den nördlichen Teil des Polders zu pumpen.
Durch die Maßnahmen kann der Hochwasserscheitel der Elbe künftig um zehn Zentimeter verringert werden. Zusätzlich ist gesichert, dass die Ortschaften entlang der Dahle vor einer Überschwemmung durch das Gewässer geschützt werden.
Der Planfeststellungsbeschluss legt zudem fest, dass für die Erhaltung und die Verbesserung der Natur in der Umgebung einiges zu tun ist: Die Dahle soll renaturiert und wieder in ihr altes Bachbett gehoben werden. Sie wird sich also wieder durch die Landschaft schlängeln und wild lebenden Tieren, vor allem Vögeln und Fischen, einen natürlichen Rückzug gewähren. Auch die verrohrte Tauschke, die im Vorhabengebiet in die Dahle fließt, ist auf gut einem Kilometer Länge wieder offenzulegen. Zudem ist vorgesehen, ein altes Wehr in Schirmenitz zurückzubauen. Damit wird dort wieder Durchlässigkeit für Wassertiere hergestellt.
Das Vorhaben ist Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogramms und wird vom Bund gefördert. Insgesamt werden 56 Millionen Euro in das Projekt fließen. Die Landestalsperrenverwaltung geht davon aus, dass die Bauarbeiten mindestens bis zum Jahr 2030 dauern werden. Im Zusammenspiel mit geplanten ähnlichen Vorhaben bei Dautzschen und Dommitzsch soll langfristig eine Verringerung des Elbehochwasserscheitels um bis zu 40 Zentimeter erreicht werden. Die Planungen dafür laufen bereits.
[Referat Wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren Hochwasserschutz]