[09.10.1997]

„UNGEWENDET“

Werke von Thomas Günther und Sabine Jahn: 09.10.1997 bis 17.11.1997

Le­bens­lauf:   

Tho­mas Gün­ther
1952    ge­bo­ren in Schnee­berg/Erz­ge­bir­ge
1970    In­haf­tie­rung we­gen „staats­feind­li­cher Grup­pen­bil­dung und Het­ze“ in Karl-Marx-Stadt
1971    Gar­ten­ar­bei­ter in Pots­dam; Ab­itur auf der Abend­schu­le
1974    Re­gie­as­sis­tent am Ber­li­ner En­sem­ble
1979    Ar­beit auf ei­nem evan­ge­li­schen Kirch­hof in Ber­lin
1986    frei­schaf­fend in Ber­lin tä­tig

Sa­bi­ne Jahn
1955    ge­bo­ren in Al­ten­burg
1972    Abend­stu­di­um Ma­le­rei/Gra­fik an der Hoch­schu­le für Bil­den­de Küns­te Dres­den
1973    Ar­beit als Ge­brauchs­wer­be­rin, Schrif­ten­ma­le­rin und Sieb­dru­cke­rin
1981    frei­schaf­fend in Ber­lin tä­tig

Re­zen­si­on:

Mit Kunst zu pro­vo­zie­ren ist das An­lie­gen von Tho­mas Gün­ther und Sa­bi­ne Jahn schon in den sieb­zi­ger und acht­zi­ger Jah­ren. Heu­te ist pro­vo­zie­ren­de Kunst nichts Au­ßer­ge­wöhn­li­ches. Aber in der DDR war ei­ne pro­vo­ka­ti­ve Hal­tung im­mer mit Ri­si­ken ver­bun­den. Die bei­den lie­ßen sich aber nicht da­von be­ein­dru­cken und wand­ten sich de­mons­tra­tiv vom of­fi­zi­el­len Kunst­be­trieb ab, um so ih­re in­di­vi­du­el­len Vor­stel­lun­gen von Kunst zu prak­ti­zie­ren. Dass ei­ne sol­che ab­wei­sen­de Hal­tung, ver­bun­den mit ei­nem ra­di­ka­len In­di­vi­dua­lis­mus ge­gen­über der so­zia­lis­ti­schen Kunst­po­li­tik un­an­ge­neh­me Kon­se­quen­zen nach sich zie­hen konn­te, war für Tho­mas Gün­ther, der be­reits ei­ne zwei­jäh­ri­ge Haft über sich er­ge­hen las­sen muss­te, gut vor­stell­bar. Dass er sich trotz die­ser Er­fah­run­gen nicht ab­schre­cken ließ und wei­ter kon­se­quent nach sei­nen ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen ar­bei­te­te, spricht für sei­ne Ge­rad­li­nig­keit, die den Ti­tel der Aus­stel­lung „un­ge­wen­det“ in je­der Wei­se recht­fer­tigt.
Die kul­tur­po­li­ti­schen Be­din­gun­gen in der DDR ha­ben die künst­le­ri­schen Ak­ti­vi­tä­ten von Sa­bi­ne Jahn und Tho­mas Gün­ther zwar ei­ner­seits be­hin­dert, an­de­rer­seits aber auch im­mer wie­der In­hal­te für ih­re Ar­beit pro­vo­ziert, wie in vie­len Ar­bei­ten er­kenn­bar ist.